Von Stadien wie dieses gibt es im Profigeschäft nur noch selten: Laufbahn, unüberdachte Tribünen, Flutlichtmasten. Das Donaustadion in Ulm ist etwas für Fußball-Romantiker.
Am Freitagabend umgab das Stadion auch noch die herbstliche Sonne, als sich 17.400 Zuschauer auf den Weg machten - aber nicht um ein Freundschaftsspiel zu besuchen. Im Gegenteil: Aufsteiger SSV Ulm 1846 und der FC Schalke 04 befinden sich im Abstiegskampf der Zweiten Liga, für Aufsteiger Ulm (aktuell 14.) ist das weit weniger überraschend als für den ambitionierten Großklub aus Gelsenkirchen (aktuell 15.).
Die Ulmer können kaum glauben, dass sie gegen Schalke um Punkte spielen. Nach einer mit einem Sturz in die Verbandsliga verbundenen Insolvenz (2001) und vielen Pendeljahren zwischen Regional- und Oberliga (2002 bis 2022) gelang den „Spatzen“ zuletzt der überraschende Durchmarsch von der viertklassigen Regionalliga in die Zweite Liga. Und das mit der Hilfe eines Herzens-Schalkers: Leo Sczienza wurde zum besten Spieler der 3. Liga gewählt, jetzt spielt er Europapokal in Heidenheim.
Angesichts dieser Historie - die Ulmer Oberliga-Jahre liegen noch nicht lange zurück, ebenso die Schalker Titel-Träume und ein Sturm mit Raúl und Klaas-Jan Huntelaar - ist es verständlich, wenn Ulms Trainer Thomas Wörle sagt: „Wir spielen quasi gegen einen Tabellennachbarn aktuell, was an sich schon Wahnsinn ist. Weil: Es ist einfach Schalke 04, der drittgrößte Verein Deutschlands mit einer unglaublichen Geschichte. Und wir dürfen das Spiel haben, bei uns zu Hause. Das ist genial.“
Während die Ulmer locker aufspielen können, ist das bei den Schalkern ganz anders. Trainer Kees van Wonderen steht nach nur vier Wochen im Amt schon wieder auf der Kippe. Seine ersten drei Spiele (0:1 in Hannover, 3:4 gegen Fürth, 0:3 im DFB-Pokal in Augsburg) hat er alle verloren, mit Ausnahme von zehn Minuten gegen Fürth und 30 Minuten in der zweiten Hälfte in Augsburg waren die Leistungen schwach. Mit Entscheidungen wie der Torwart-Rotation zwischen Thorben Hoffmann und Justin Heekeren sorgte van Wonderen für Diskussionen, seine Äußerungen nach den Spielen waren manchmal missverständlich („Ich bin kein Harry Potter“). Bei einigen Fans ist van Wonderen aktuell durchgefallen.
In Ulm soll es nun den ersten Sieg geben. Im Vergleich zum Pokalspiel in Augsburg ändert van Wonderen sein Team nur auf einer Position: Paul Seguin rückt für Anton Donkor in die Mannschaft. Derry John Murkin spielt nicht mehr im defensiven Mittelfeld, sondern auf seiner gelernten Position in der Abwehrkette. Die Oldie-Innenverteidigung bilden Tomas Kalas (31) und Marcin Kaminski (32). Lino Tempelmann, Amin Younes und Ron Schallenberg, die in Augsburg angeschlagen im Kader fehlten, sitzen auf der Bank. Für Torjäger Moussa Sylla hat es nicht gereicht, er fehlt in Schalkes Aufgebot.
So spielen Ulm und der FC Schalke 04
Ulm: Thiede - Geyer, Strompf, Kolbe - Rösch, Brandt, Meier, Stroll - Chessa, Higl, Krattenmacher.
Trainer: Wörle
Schalke: Heekeren - Bulut, Kalas, Kaminski, Murkin - Bachmann - Grüger, Seguin - Aydin, Karaman, Mohr.
Trainer: van Wonderen
Schiedsrichter: Felix Prigan (Deizisau)